Karate Aarauer Kampfsportschule gehört zu den grössten der Schweiz. Aargauer Zeitung vom 31.10.2001

Der Geist beherrscht die Materie

Karate Aarauer Kampfsportschule gehört zu den grössten der Schweiz

Aargauer Zeitung vom 31.10.2001

„Karate ist mehr als Kampf und Selbstverteidigung, Karate ist eine Lebensschule.“ Mit dieser Einstellung üben sich jede Woche über 200 Personen in der Kampfsportschule Aarau in fernöstlicher Kampfkunst und in der chinesischen Atem- und Bewegungstherapie Qi Gong. Die Schule feiert ihr 10jähriges Bestehen.

Die Kampfsportschule Aarau wurde 1991 gegründet von Dieter Lüscher, 36. Lüscher praktiziert Karate seit 1981. Er konnte Erfolge an verschiedenen nationalen und internationalen Turnieren verbuchen, nahm an unzähligen Karate-Lehrgängen im In- und Ausland teil. Zusätzlich war er Ausbildner für einen Sicherheitsdienst und leitete in all den Jahren unzählige Selbstverteidigungskurse für Frauen und Männer. Seit 1991 hat er sich mit der Kampfsportschule ganz dem traditionellen Karate verschrieben, wendete sich komplett vom Wettkampfkarate ab und bildete sich fortan auch in verschiedenen geistigen Richtungen und Meditationstechniken weiter.

Karate ist mehr als Kampf, Karate ist eine Lebensschule

Von 1991 bis 1995 leitete Lüscher die Kampfsportschule Aarau noch „nebenbei“ in der Freizeit. Zu dieser Zeit arbeitete er als Betriebsökonom HWV im Human Ressource Bereich in einer Bank in Zürich. Da die Kampfsportschule dann immer grösser wurde, hat er sich 1995 entschlossen, diese Aufgabe hauptberuflich zu machen.

Seit der Gründerjahre hat die Faszination fernöstlicher Kampfkünste Aarau gepackt. Standen zuerst jeweils nur gerade etwa 70 Personen im Dojo – so werden die Trainingsräumlichkeiten der Karatekas genannt, so sind es heute mit Qi Gong insgesamt weit über 200 Mitglieder.

In der Kampfsportschule wird nicht Wettkampf- oder Wettbewerbskarate geboten. Seriöse Schulung, hoher Ausbildungsstandard und grosse Erfahrung der Lehrer sowie der konsequente Einbezug von ethischen und geistige Aspekten haben nach Einschätzung von Lüscher dazu beigetragen, dass die Kampfsportschule Aarau zu einer der grössten Karateschulen der Schweiz geworden ist. Als einzige Karateschule im Bezirk Aarau ist sie vom Schweizerischen Karate-Verband (SKV), von der World Karate Federation (WKF) sowie von der Japan Karate Association (JKA) als Mitglied anerkannt. Für Lüscher ist diese traditionelle Form von Karate (jap. leere Hand) denn auch nicht „Wettkampf, sondern Kampf- und Körperkunst“.

Durch das Karate hält man sich körperlich und geistig fit

Die in Aarau verfolgte Unterrichtsphilosophie entspricht dem Ursprung von Karate. Sie ermöglicht Kindern, Frauen und Senioren am Unterricht aktiv teilzunehmen. Dies ist der Grund, weshalb in der Kampfsportschule Karate auch bei Frauen sehr beliebt ist (fast ein Drittel der Erwachsenen). Für Maruja Schlumpf, die einzige Assistentlehrerin in Aarau ist die gesamte Konzentration im Karate auf das hier und jetzt gerichtet. „Das Dojo ist für mich nicht nur der Ort des Weges, sondern auch des Friedens und des Kraft auftankens. Durch die eigene Willensstärke ist man in der Lage, scheinbare Grenzen zu überwinden und hat so den persönlichen Fortschritt in der Hand.“ So gesehen sei traditionelles Karate weit mehr als eine der effizientesten Kampfkünste, erklärt Lüscher. Durch diesen Sport halte man sich körperlich und geistig fit, stärke den Willen und finde Gelassenheit und Selbstvertrauen. Im Karateunterricht könne man zu sich und seinem Körper finden und abschalten von Stress und Alltag.

Aufgrund der grossen Nachfrage werden in der Kampfsportschule seit 1995 Kinder und Jugendliche in Karate unterrichtet. Heute wird dieser Unterricht in fünf Stufen- und altersgerechten Gruppen durchgeführt. Mehr als 130 Schulkinder besuchen derzeit regelmässig diesen Unterricht. Lüscher ist überzeugt, dass viele Kinder und Jugendliche so in all den Jahren Halt, Selbstvertrauen, Konzentration, Hilfe und ein gestärktes Selbstwertgefühl gefunden haben. Ziel ist es, den Kindern Erfolgserlebnisse zu vermitteln, denn Erfolg macht Spass und gibt Selbstvertrauen. Jost Künzli, Karatelehrer der Kampfsortschule Aarau: „Die Kinder sollen lernen, dass jeder etwas kann.“

Bei der Meditation geht es um die Aufnahme von Ruhe, Kraft und Erkenntnissen

Grundlage der Aarauer Kampfsportschule sei die Erkenntnis, dass der Geist die Materie beherrsche. Dies sei nicht nur ein Spruch aus vergangener Zeit. Deshalb werde den geistigen Aspekten hohe Bedeutung zugemessen. Im Karateunterricht gelte nicht der Sieg über den Partner als Ziel, sondern die eigene Entwicklung. Meditation ist integrierter Bestandteil des Unterrichts. Hier geht es um die Aufnahme von Ruhe, Kraft und Erkenntnissen – so dass man sich nach dem Karateunterricht richtig wohl fühlt. Traditionelles Karate kann unabhängig der körperlichen Voraussetzungen bis ins hohe Alter mit Freude ausgeübt werden. Auf Grund solcher Überlegungen hat die Kampfsportschule Aarau im letzten ihr Unterrichtsangebot um medizinisches Qi Gong erweitert. Qi Gong (Qi = Lebenskraft, Gong = Übung) ist eine alte chinesische Atem- und Bewegungstherapie und ist leicht erlernbar. Wie die Akupunktur bildet Qi Gong ein Teil des Erbes der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Mit dem Vietnamesen Chac Pham (diplomiert am Shanghai Research Institute of Qi Gong), konnte ein ausgewiesener Qi Gong-Lehrer gewonnen werden, der seit über 40 Jahren Qi Gong praktiziert.

Für das Karate braucht es Kampfgeist

Nachgefragt Der Karatelehrer Dieter Lüscher über Gewalt und Selbstverteidigung

Eltern und Lehrer beklagen die zunehmende Gewalt unter Jugendlichen. Bilden Sie in Ihrer Schule Schläger für den Pausenhof heran?

Karatelehrer Dieter Lüscher: Ganz im Gegenteil. Das richtige Üben der Karate-Techniken baut Aggressionen ab, lehrt Respekt und Achtung vor dem Unterrichtspartner.

Wie reagieren Sie aber auf solche Gewalt?

Lüscher: Karatekas, die regelmässig am Karate-Unterricht teilnehmen, verspüren in der Regel kein Bedürfnis, sich an Schlägereien zu beteiligen. Wer in Karate seine Selbstbeherrschung, sein Selbstvertrauen und somit den Charakter schult, reagiert auf Pöbeleien in der Öffentlichkeit so, dass es nicht zu Gewaltausbrüchen kommt. In den zehn Jahren hatten wir diesbezüglich nie Schwierigkeiten, auch sind nie gravierende Verletzungen bei Partner-Übungen im Unterricht vorgekommen.

Um im Karate bestehen zu können, braucht man aber doch ein gewisses Aggressionspotential…

Lüscher: Nein, aber Kampfgeist. Und dies brauchen wir auch im täglichen Leben. Jedes Lebewesen – auch der Mensch – hat den täglichen Lebenskampf zu führen. Nicht gegen das Schlechte, sondern für das Gute. Nie darf ein Mensch sich aufgeben, weil ihm dann nicht mehr geholfen werden kann. In der heute hektischen Gesellschaft geben sich viele Menschen auf – gerade auch Jugendliche – schliessen mit dem Leben ab und denken an Selbstmord. Nie darf der Mensch dies tun. Es ist besser, mitten im Lebenskampf zu sterben, als seine Bemühungen aufzugeben. Denn selbst nach dem Tod müssten diese Bemühungen im Jenseits und wahrscheinlich auch in einem anderen Leben fortgesetzt werden.

Mit dieser Einstellung halten Sie Karatekas zu friedvollem Leben an. Gleichzeitig wird Karate für Frauen auch als Form der Selbstverteidigung angepriesen. Ein Widerspruch?

Lüscher: Nein. Karate ist eine der effizientesten Methoden der Selbstverteidigung, insbesondere auch für Frauen und Schwächere. Weil für Karatetechniken kein Körperkontakt erforderlich ist, spielen Gewicht, Grösse und Muskelkraft eine untergeordnete Rolle. Zudem zielen Karate-Techniken im Ernstfall auf empfindliche Körperstellen, wobei ausgeprägte Muskeln hier nicht schützen können. Selbstverteidigung ist also ein Bestandteil des traditionellen Karate. Es ist jedoch noch viel mehr, nämlich eine Körper- und Kampfkunst, sogar eine Lebensschule. Es ist das Ziel ist, eine potentielle Konfrontation zu vermeiden oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

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